Mit der C919 präsentiert China seinen ersten ernstzunehmenden Herausforderer für die Mittelstreckenflugzeuge von Airbus und Boeing. Das Flugzeug des staatlichen Herstellers Comac steht symbolisch für Pekings Ziel, technologische Abhängigkeiten zu reduzieren und in strategischen Branchen eigenständig wettbewerbsfähig zu werden.
Obwohl das Projekt bereits 2008 gestartet wurde, vergingen Jahre der Entwicklung, Tests und Zertifizierungen, bis das Flugzeug 2023 erstmals im kommerziellen Linienbetrieb eingesetzt wurde. Heute ist die C919 bei mehreren chinesischen Fluggesellschaften im Einsatz, weitere hunderte Maschinen sind bestellt – ein deutliches Signal für die strategische Bedeutung des Programms.
Der Heimatmarkt bietet Comac dabei einen gewaltigen Vorteil: Der chinesische Luftfahrtmarkt gehört zu den größten und am schnellsten wachsenden weltweit. Allein durch staatliche Unterstützung und die bevorrechtigte Behandlung gegenüber westlichen Herstellern kann sich die C919 dort eine starke Position sichern. Auf lange Sicht zielt China jedoch klar auf den Weltmarkt.
Ein zentrales Hindernis bleibt die internationale Zertifizierung – insbesondere in Europa und den USA. Ohne diese bleibt der Export in westliche Märkte erschwert. Dennoch zeigen sich erste Signale, dass sich internationale Fluggesellschaften mit der C919 beschäftigen – vor allem, wenn sie bei steigenden Preisen der etablierten Hersteller nach Alternativen suchen.
Technisch ist die C919 konkurrenzfähig. Sie bietet ähnliche Passagierkapazitäten und Reichweiten wie vergleichbare Modelle von Airbus oder Boeing. Varianten mit größerer oder kleinerer Kapazität sind bereits in Planung, um unterschiedliche Marktsegmente abzudecken. Auch die Betriebskosten sollen laut Hersteller im Vergleich günstig ausfallen.
Gleichzeitig ist das Flugzeug noch stark von westlicher Technologie abhängig. Viele der Schlüsselkomponenten – von Triebwerken bis zur Avionik – stammen aus internationaler Zulieferung. Zwar arbeitet China daran, auch diese Bereiche langfristig selbst abzudecken, doch das erfordert noch Zeit und große Investitionen.
Die C919 steht damit exemplarisch für Chinas langfristige Industriepolitik: Marktzugang im Inland sichern, technologische Fähigkeiten aufbauen und mittelfristig auf den globalen Wettbewerb drängen. Für Unternehmen, die in China tätig sind oder den Markt betreten möchten, unterstreicht das einmal mehr, wie ernst die chinesische Regierung den Aufbau eigener Wertschöpfungsketten nimmt – nicht nur im IT‑ oder Automotive‑Sektor, sondern zunehmend auch in der Luftfahrt.
Für Markteintrittsstrategien bedeutet das: Wer als ausländischer Anbieter in China erfolgreich sein will, muss die politischen Rahmenbedingungen und die staatlich geförderten Industrieprojekte genau kennen – und idealerweise Wege finden, sich in diese Prozesse konstruktiv einzubringen oder komplementäre Leistungen anzubieten. Die Entwicklung rund um die C919 zeigt deutlich, dass sich die Spielregeln im internationalen Wettbewerb verändern.
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