Chinas neuer Fünfjahresplan: Sicherheit vor Wachstum, Innovation vor Subventionen
Seit Deng Xiaoping 1978 die Tore für Reformen öffnete, jagte China einem Ziel hinterher: Wachstum um jeden Preis. Der neue Fünfjahresplan für 2026 bis 2030 bricht damit. Zum ersten Mal stellt Peking wirtschaftliche Sicherheit auf dieselbe Stufe wie Wohlstand. Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei, 205 Vollmitglieder und 171 Kandidaten stark, signalisiert damit einen Kurswechsel, der die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt in eine neue Ära führt.
Der Privatsektor erlebt eine Überraschung. Das Plenum verspricht, seine Vitalität voll zu entfesseln und verschiedene Eigentumsformen gemeinsam wachsen zu lassen. Privates Kapital soll stärker in Infrastruktur fließen, allerdings unter Führung öffentlicher Fonds. Ein klarer Mechanismus für faire Rechtsdurchsetzung soll verhindern, dass staatliche Unternehmen bevorzugt werden. Die South China Morning Post sieht darin ein Signal: Der Privatsektor bleibt systemrelevant, auch in den nächsten fünf Jahren.
Finanzmacht steht hoch im Kurs. Der Plan treibt die Internationalisierung des Yuan voran, inklusive eines eigenen grenzüberschreitenden Zahlungssystems. Shanghai soll als globales Finanzzentrum ausgebaut werden, mit besserer Koordination zwischen Zentral- und Lokalbehörden. Kapitalmärkte werden inklusiver, direkte Finanzierung über Aktien und Anleihen soll wachsen, ebenso Derivate und Vermögensverbriefung. China baut eine Finanzfestung, die unabhängig von westlichen Systemen funktioniert.
Ein Schock für die Elektroauto-Branche: Nach zehn Jahren als strategische Priorität fallen E-Autos aus der Liste. Reuters spricht von einem offiziellen Ende der Subventionen. Dan Wang von der Eurasia Group erklärt: China dominiert bereits bei Batterien und Technologie, weitere Förderung ist überflüssig. Ressourcen wandern in Bereiche, in denen Peking noch aufholt, etwa Halbleiter, Werkzeugmaschinen, Basissoftware und Grundlagenforschung. Der Chatham House Think Tank sieht hier die Sorge vor Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten.
Binnenkonsum bleibt zweitrangig. Ökonomen, die auf eine Verbrauchsoffensive hofften, werden enttäuscht. Stattdessen fließen Mittel in Hightech und strategische Sektoren, zentral gesteuert. Sicherheit, innen wie außen, militärisch wie wirtschaftlich, wird zur neuen Leitlinie. Renewable Matter spricht von einem umfassenden Sicherheitskonzept, das China gegen globale Stürme wappnen soll.
Das Ziel ist klar: China will nicht nur Technologie produzieren, sondern globale Standards setzen. Der Plan markiert den Abschied vom reinen Wachstumsdenken hin zu einer resilienten Wirtschaft, verankert in heimischer Innovation und robusten Lieferketten. Für deutsche Unternehmen bedeutet das zweierlei: Konkurrenz in neuen Feldern und gleichzeitig Chancen in einem Markt, der sich neu ausrichtet.
Wer klug handelt, nutzt diese Umbruchphase. Ein mittelständischer Maschinenbauer aus Nordrhein-Westfalen etwa schloss kürzlich ein Joint Venture mit einem Shanghaier Partner für Präzisionswerkzeuge und steigerte seinen Asienumsatz um 22 Prozent. Der Einstieg begann mit einem kleinen Team vor Ort, das lokale Zulieferer sondierte und erste Pilotprojekte startete. Ähnlich können deutsche Firmen in Halbleiterausrüstung, Software oder Materialforschung Fuß fassen, während China seine Engpässe schließt.
Die Botschaft ist deutlich: Wer in China mitspielen will, muss liefern, nicht nur verkaufen. Gleichzeitig bietet der Plan Fenster für Kooperationen, etwa bei der Internationalisierung des Yuan oder im Aufbau neuer Finanzinstrumente. Deutsche Banken und Fintechs könnten hier als Partner gefragt sein.
Expansion bleibt der Schlüssel. Wer nur auf Europa oder die USA setzt, riskiert Abhängigkeit. China bleibt ein Wachstumsmarkt, trotz aller Unsicherheiten. Parallel lohnt ein Blick nach Brasilien: Dort boomt die Nachfrage nach grünen Technologien, und mit minimalen Aufenthaltsanforderungen lässt sich eine Residency als Backup sichern. Ein Standort in São Paulo ergänzt Shanghai ideal, während ein dritter in den USA Stabilität bringt.
Chinas Wandel ist kein Rückzug, sondern eine Neupositionierung. Deutsche Unternehmen, die jetzt handeln, können Teil dieser Transformation werden, statt nur Zuschauer zu sein. Die Frage ist nicht, ob man mitgeht, sondern wie schnell man den ersten Schritt macht.
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