Europa mangelt es an eigenständigen Technologiekonzernen, die mit Schwergewichten wie Google, Amazon oder Meta konkurrieren könnten. Der Marktwert von Apple übertrifft inzwischen den des gesamten deutschen Aktienindex – ein Symbol dafür, wie sehr der Kontinent im globalen Technologiesektor zurückfällt. Das Unvermögen, bedeutende Tech-Unternehmen hervorzubringen, zählt zu den gravierendsten Herausforderungen Europas und trägt wesentlich zur wirtschaftlichen Stagnation bei. Mit der Aussicht auf steigende Handelszölle, die das Wachstum zusätzlich bremsen könnten, gewinnt dieses Problem weiter an Dringlichkeit.

Aus Sicht von Investoren und Gründern gibt es in Europa tief verwurzelte Barrieren, die den Aufbau eines dynamischen Tech-Sektors erschweren: eine risikoarme Unternehmenskultur, starre Arbeitsgesetze, überbordende Regulierung, begrenzter Zugang zu Risikokapital sowie ein insgesamt schwaches wirtschaftliches und demografisches Umfeld.

Ein Beispiel ist der deutsche Technologieunternehmer Thomas Odenwald, der Anfang letzten Jahres das Silicon Valley verließ, um beim Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha einzusteigen, das sich ambitioniert als europäische Antwort auf OpenAI positionieren wollte. Nach fast 30 Jahren in Kalifornien sah Odenwald die Chance, einen europäischen Tech-Champion mitzugestalten – doch die Realität enttäuschte ihn: Es fehlte an technischem Know-how, das Team verfügte über keine Aktienoptionen, und die Entscheidungsprozesse verliefen schleppend. Nach nur zwei Monaten zog er die Reißleine und kehrte zurück in die USA. „Wenn ich sehe, wie rasant sich im Silicon Valley alles verändert … Europa kann da einfach nicht mithalten“, erklärte er. Inzwischen hat Aleph Alpha angekündigt, den Aufbau eines umfassenden KI-Modells aufzugeben und sich stattdessen auf Projektarbeit für Behörden und Unternehmen zu konzentrieren. Laut Unternehmen sind mittlerweile über 90 Prozent der Mitarbeitenden am Aktienoptionsprogramm beteiligt.

Nachdem Europa bereits bei der ersten digitalen Welle weitgehend abgehängt wurde, droht nun auch bei der nächsten Innovationsphase der Anschlussverlust. Während die USA und China mit kräftiger Unterstützung durch Risikokapital und staatliche Fördergelder massiv in Künstliche Intelligenz und verwandte Technologien investieren, liegt das Niveau der europäischen VC-Finanzierung im Technologiebereich nur bei einem Fünftel des amerikanischen.

 

Meme von Marc Andreessen, US-Technologieinvestor, postete ein Es zeigt große KI-Unternehmen wie OpenAI und DeepSeek im Kampf um die Vorherrschaft. An einem Nebentisch sitzt eine Figur mit EU-Flagge und betrachtet einen Plastikdeckel, der am Flaschenhals befestigt ist – ein neues Recycling-Gesetz in Europa. Die Botschaft: Europa kämpft die falschen Kämpfe.

 

Hier ist eine überarbeitete Fassung des Textes in einem deutlich anderen Stil und mit alternativer Ausdrucksweise, ohne die zentrale Aussage zu verändern:

Mario Draghi, einst Präsident der Europäischen Zentralbank, sprach von einer Herausforderung von grundlegender Bedeutung, als er im Auftrag der EU die Ursachen der wirtschaftlichen Schwäche analysierte. In seinem Bericht, der im September erschien, stellte er fest, dass Europas Rückstand in zukunftsträchtigen Technologiefeldern eine zentrale Schwäche darstellt. Seiner Einschätzung nach fehlt der EU die Stärke in den innovativen Technologien, die das Wachstum von morgen bestimmen werden.

Tatsächlich stammen nur vier der weltweit fünfzig größten Tech-Konzerne aus Europa – trotz einer höheren Bevölkerungszahl, vergleichbarem Bildungsniveau wie in den USA und einem Fünftel der globalen Wirtschaftsleistung. Keines der führenden Unternehmen im Bereich Quantencomputing hat seine Wurzeln in Europa.

Das Problem reicht jedoch weit über die Technologiebranche hinaus. Es offenbart ein strukturelles Versäumnis: Europa gelingt es kaum, neue Unternehmen hervorzubringen, die mit bahnbrechenden Ideen bestehende Märkte auf den Kopf stellen und echte Innovationen anstoßen.

Laut einer Analyse von Andrew McAfee, einem Forscher am MIT und Mitgründer des KI-Start-ups Workhelix, haben die USA in den vergangenen fünf Jahrzehnten 241 Unternehmen aufgebaut, deren Marktwert jeweils mehr als zehn Milliarden Dollar beträgt. In Europa sind es im gleichen Zeitraum lediglich 14.

Der Fortschritt durch neue Technologien und Industrien – wie einst der Übergang vom Pferdewagen zum Automobil – ist entscheidend für wirtschaftlichen Wohlstand. Doch Europas Wirtschaft wird nach wie vor von etablierten Branchen wie dem Automobilsektor und dem Bankwesen dominiert, die ihr Effizienzpotenzial längst ausgeschöpft haben. Während die größten börsennotierten US-Firmen im Schnitt Mitte der 1980er gegründet wurden, stammen Europas Spitzenunternehmen häufig noch aus dem frühen 20. Jahrhundert.

Als gegen Ende der 1990er die digitale Wende begann, lag die Produktivität in Europa bei etwa 95 Prozent des US-Niveaus. Heute sind es unter 80 Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt der EU ist inzwischen rund ein Drittel kleiner als das der Vereinigten Staaten, und auch das Wirtschaftswachstum hinkt hinterher: In den letzten zwei Jahren wuchs die US-Wirtschaft etwa dreimal so schnell.

Europa bringt zwar exzellente Forschungsinstitutionen und hochqualifizierte Fachkräfte hervor – viele davon arbeiten jedoch bei amerikanischen Tech-Giganten. Zwar gibt es Erfolgsgeschichten wie Spotify, Klarna oder Revolut, und große amerikanische Venture-Capital-Gesellschaften wie Sequoia Capital und Lightspeed haben längst in Europa Fuß gefasst. Doch der Markt ist fragmentierter und das Wachstum schleppender.

Europa hatte zunächst gute Voraussetzungen: In den 1990er Jahren war es Heimat führender Halbleiterfirmen wie ASML und ARM, Softwareunternehmen wie SAP und des damaligen Mobilfunk-Champions Nokia. Auch das World Wide Web wurde in einem europäischen Forschungslabor erfunden. Was jedoch fehlte – und noch immer fehlt – ist Tempo. Unternehmensgründer berichten, dass Genehmigungen, Finanzierungsrunden und Personalentscheidungen in Europa viel mehr Zeit in Anspruch nehmen als in den USA.

Karlheinz Brandenburg, Mitentwickler des MP3-Formats, sieht in der deutschen Vorsicht einen Grund für verpasste Chancen. Während hiesige Unternehmen die Technologie unterschätzten, setzte Apple früh auf das MP3-Format und verkaufte später Hunderte Millionen iPods. Heute sucht Brandenburg fünf Millionen Euro für ein neues Audio-Start-up – auch das gestaltet sich schwierig.

Fabrizio Capobianco, ein italienischer Unternehmer mit langer Silicon-Valley-Erfahrung, bringt es auf den Punkt: In den USA werde schnell entschieden, während man in Europa zunächst alle mit ins Boot holen wolle – ein Prozess, der Monate dauern könne. Capobianco hat in den italienischen Alpen eine Gründerschmiede aufgebaut – doch das Ziel der erfolgreichsten Start-ups dort ist nicht Europa, sondern der Sprung ins kalifornische Tech-Mekka.

Denn viele europäische Jungunternehmen schaffen es nicht, aus eigener Kraft mit den US-Wettbewerbern Schritt zu halten. Sie ziehen in die Staaten, verkaufen sich an US-Konzerne oder arbeiten mit ihnen zusammen – wie etwa Deliveroo, das kürzlich für 3,9 Milliarden Dollar an DoorDash ging.

Auch Europas führende KI-Start-ups setzen auf Partnerschaften mit amerikanischen Konzernen. DeepMind gehört längst Google, Mistral AI kooperiert mit Microsoft, Amazon und Google.

Die Finanzierung in Europa ist weiterhin stark bankenzentriert – mit Fokus auf Sicherheit. Alternativen wie staatliche Pensionsfonds gelten als wenig risikofreudig. Viele Investoren verlangen zudem Bedingungen, die Gründern kaum Spielraum lassen.

Venture-Capital-Investor Hussein Kanji bringt es auf den Punkt: Europa habe zwar viele kleine, verstreute Kapitalquellen und große, träge Förderinstitutionen – aber zu wenig dazwischen, wo Dynamik und Skalierung entstehen könnten.

Hinzu kommt die Marktfragmentierung: Anders als die USA ist Europa kein homogener Markt, sondern ein Flickenteppich aus verschiedenen Ländern mit eigenen Gesetzen, Sprachen und Steuersystemen. Das erschwert Wachstum und Beschäftigungsdynamik – Kündigungsfristen, Wettbewerbsverbote und steuerliche Hürden wie die Besteuerung von Aktienoptionen bremsen den Unternehmergeist zusätzlich aus.

In der Praxis bedeutet das: Für globale Konzerne aus den USA oder China ist der Eintritt in den europäischen Markt oft einfacher, als dass ein europäisches Unternehmen dort überhaupt erst groß werden kann.

Das Berliner Start-up Jina AI zieht daraus Konsequenzen. Gründer Han Xiao, der in Deutschland studierte, stellt fest: Während in Europa Ethik und Regulierung im Vordergrund stehen, dominieren in den USA und China Themen wie Geschwindigkeit und Innovation. Nach Problemen mit Personalfragen, Gerichtsstreitigkeiten und Gewerkschaftsplänen entschied er sich, in die USA zu gehen. Die letzte Finanzierungsrunde über 30 Millionen Dollar wurde in Kalifornien abgeschlossen – Europa sei für seine Technologie schlicht zu klein.

Eine Studie von Amazon zeigt: Europäische Unternehmen geben 40 Prozent ihrer IT-Ausgaben für Regulierungsfragen aus, zwei Drittel wissen nicht, was das neue EU-Gesetz zu Künstlicher Intelligenz konkret für sie bedeutet. Meta verschob den KI-Rollout um ein Jahr, Apple folgte.

Das niederländische Softwareunternehmen Bird verlegt seinen Hauptsitz wegen der neuen EU-Vorgaben in die USA und nach Dubai. Gründer Robert Vis schrieb auf LinkedIn: „Weniger Regulierung, Europa. Wir sind vielleicht die Ersten, aber bestimmt nicht die Letzten, die gehen.“

Zwar punkten europäische Städte regelmäßig in Rankings zur Lebensqualität. Doch dieser Komfort könnte die Risikobereitschaft dämpfen. Eine Kultur, die Gleichheit über Ehrgeiz stellt, hat weniger Lust auf das große Spiel.

Investor Chris Hill, der in London lebt, berichtet, viele Start-ups präsentierten sich mit dem Ziel, 50 bis 100 Millionen Dollar wert zu werden – für ihn wenig reizvoll. Und wer donnerstags durch Londons Finanzdistrikt geht, sieht: Die Pubs sind früh gefüllt.

Trotzdem gibt es Hoffnung. Der Aufschwung des Venture Capital in London könnte das Fundament für ein dynamischeres Gründungsumfeld legen – mit fließendem Kapital, mutigen Talenten und frischen Ideen. Doch die alten Reflexe sind schwer abzulegen. Der Bericht von Mario Draghi liefert laut MIT-Forscher McAfee zwar eine präzise Analyse. Doch der Lösungsvorschlag – mehr staatliche Investitionen – gehe am eigentlichen Problem vorbei: Es fehlt nicht am öffentlichen Geld, sondern an privatem Kapital und Freiraum für Innovation. „Da habe ich nicht mehr genickt“, sagt McAfee. „Da habe ich mit dem Kopf auf den Tisch geschlagen.“

 

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