Ein Verkehrschaos als Sinnbild für Europas Rückstand

Stellen Sie sich den Place Charles-de-Gaulle in Paris vor, den berühmten Kreisverkehr rund um den Arc de Triomphe. Hunderte Autos strömen aus allen Richtungen zusammen, manövrieren durch acht Spuren ohne klare Regeln oder Markierungen. Es ist ein chaotisches Schauspiel, bei dem jeder Hupton und jede Kurve an die Absurdität einer existenziellen Krise erinnert. Dennoch finden die meisten Fahrer irgendwie ihr Ziel – durch eine Mischung aus Willenskraft, Glück und Beharrlichkeit.

Wenn Menschen schon Mühe haben, dieses Chaos zu meistern, wie könnten Maschinen es schaffen? Laut einem Artikel in The Economist („Robotaxis will be the Sputnik Moment for a declining Europe“, 4. September 2025) sind selbstfahrende Autos, sogenannte Robotaxis, in den USA und China längst Realität. In San Francisco werden bereits ein Viertel der Fahrten mit Ride-Hailing-Diensten von Fahrzeugen ohne Fahrer durchgeführt. In Städten wie Wuhan oder Shanghai befördern über 2.000 Robotaxis jährlich Millionen Passagiere – unfallfrei. Doch in Europa? In Städten wie Hamburg, München oder Madrid wirken solche Technologien wie ferne Zukunftsmusik. Kaum ein Unternehmen hier steht an der Spitze der Innovation. Wird der Mangel an Robotaxis der Moment sein, in dem Europa erkennt, wie weit es zurückgefallen ist?

Europa im technologischen Hintertreffen

Europäer sind es gewohnt, bei Innovationen den Kürzeren zu ziehen. Ob iPhone, TikTok oder Künstliche Intelligenz – die spannendsten Technologien kommen meist aus den USA oder China, wie The Economist betont. Politiker und Investoren ärgert das, aber viele Verbraucher stören sich kaum daran. Smartphones oder KI-Tools wie ChatGPT sind in Europa genauso verfügbar wie anderswo. Doch bei Robotaxis ist es anders: Diese Technologie wird nicht nur außerhalb Europas entwickelt, sondern ist hier auch kaum nutzbar. Komplexe Verkehrsstrukturen wie der Pariser Kreisverkehr sind eine Herausforderung, aber das größere Problem sind politische Hürden. In der EU wächst die Sorge vor einer Abhängigkeit von ausländischer Technologie.

Warum Europa zurückhängt

Die Gründe für Europas Rückstand sind ernüchternd, wie The Economist erklärt. Die Entwicklung von Robotaxis hat etwa 100 Milliarden Dollar verschlungen, finanziert von Tech-Giganten wie Google oder risikofreudigen Investoren in den USA und China, wo der Staat solche Projekte aktiv fördert. Europa fehlen solche finanziellen Ressourcen, nicht zuletzt wegen seines zersplitterten Binnenmarkts. Zwar gibt es große Automobilhersteller wie Volkswagen, BMW oder Stellantis, doch diese konzentrieren sich auf Fahrerassistenzsysteme wie Spurhalteassistenten, anstatt vollautonome Fahrzeuge zu entwickeln. Selbstfahrende Autos könnten den Absatz traditioneller Fahrzeuge bedrohen, da Verbraucher Robotaxis mieten könnten, statt Autos zu kaufen. Zudem fließen die Forschungsgelder vieler Hersteller in Elektromotoren, da Verbrennungsmotoren in der EU ab 2035 verboten sind.

Protektionismus als Bremse?

Könnte Europa nicht einfach Robotaxis importieren, wie es bei Smartphones getan hat? Theoretisch ja, doch ein wachsender technologischer Nationalismus bremst, wie The Economist beschreibt. Politiker in der EU – von Berlin bis Brüssel – sorgen sich um die Abhängigkeit von amerikanischer und chinesischer Technologie, sei es bei Mikrochips oder autonomen Fahrzeugen. Die Europäische Kommission hat sogar eine Vizepräsidentin für „technologische Souveränität“. Selbstfahrende Autos, die potenziell Daten sammeln, wecken Sicherheitsbedenken. Zudem könnte ein freier Markt für Robotaxis ausländische Anbieter begünstigen und europäische Autobauer – wichtige Arbeitgeber mit großem politischen Einfluss – ins Hintertreffen geraten lassen. Schon 2024 hat die EU Zölle auf chinesische Elektroautos erhoben, ein protektionistischer Ansatz, der sich bei Robotaxis wiederholen könnte.

Ein Weckruf für Europa

Die Gefahr für Europas Politiker ist, dass die Bürger bald merken, was ihnen entgeht. Wer aus dem Urlaub in Kalifornien oder China zurückkehrt und Robotaxis in Aktion gesehen hat, wird sich fragen, warum Europa zurückbleibt. The Economist vergleicht diesen Moment mit dem „Sputnik-Moment“ von 1957, als die USA durch den Start des sowjetischen Satelliten aus ihrem technologischen Schlaf gerissen wurden. Europa ist technologisch weiter zurückgefallen. Der Mangel an Robotaxis könnte der nötige Weckruf sein, um den Kontinent aus der Überholspur der anderen zu holen.

Fazit

Europa steht an einem Scheideweg. Robotaxis sind mehr als eine neue Technologie – sie sind ein Symbol für die Innovationskraft, die Europa zunehmend fehlt. Statt sich hinter protektionistischen Maßnahmen zu verschanzen, sollte der Kontinent investieren und innovieren, um mit den USA und China mitzuhalten. Der Kreisverkehr des Fortschritts dreht sich weiter – es liegt an Europa, den richtigen Ausgang zu finden.

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